Allez, allez!’ hört sich irgendwie schon schön an. Das alleine hätte wohl nicht für die kleineWeltreise von der Jachenau bis in Wallis gereicht. Aber die Chance auf eine Qualifikation zurUCI Gran Fondo WM im Herbst in Trento hat mich – Stefan Oettl vom MSBB Team – dannüberzeugt die lange Reise anzutreten.
Über 7 Stunden Anfahrt am Samstag, Sonntagmorgen Rennen, Sonntag Nachmittag 6 Stunden zurück: ein ausgefülltesWochenende. Es sollte sich rentieren, doch der Reihe nach: Samstagabend gemeinsam mit drei Rad-Kollegen Essen in einem Apartment kochen, das eigentlich für 2 Personen ausgelegt ist. Dann ab in den Schlafsack, bezahlbare Betten waren kurzfristig nicht mehr aufzutreiben.
Am Renntag geht es dann um 8:30 Uhr bei optimalem Radwetter los: trocken und für dieHöhe des Startorts Villars (ca. 1250hm) recht mild. Es wird bereits während der kurzen neutralen Phase im Ort warm: ich muss jenseits der 400 Watt treten um wenigstens etwas im dichten Gedränge nach vorne zu kommen.
Das Niveau ist sehr hoch: viele Fahrer wollensich wie ich für die WM in Trento qualifizieren. Zudem ist Villars in unmittelbarer Nähe von Aigle, dem Sitz des Radsport Weltverbands UCI. Was dazu führt, dass einige dort geförderte (angehende Pro-) Sportler am Start stehen.
Erwartungsgemäß geht direkt nach Freigabe diePost ab und es wird mit harten Bandagen gekämpft. Am ersten Berg läuft es recht gut, ichpassiere die Kuppe mit der Spitzengruppe. In der Abfahrt geht dann leider ein paar Positionen vor mir eine Lücke auf, die ich bis zum kurzen Flachstück nicht mehr schließenkann. Dann mit infernalischem Tempo in den Anstieg zum Col du Pillon. Ich investiere viel, um komme oben um 50 Meter nicht dran!
Diesmal andersrum: nach der Abfahrt kann ich mitein paar Mitstreitern im Flachen wieder aufschließen. Dann beginnt ein ausgeprägtes, 40 km langes Gebummel und Taktieren, so dass die Spitzengruppe wieder größer wird und auf gut40 Fahrer anwächst. Vor dem nächsten Berg – dem Col des Mosses – öffnen sich dann die Schleusen und es fängt an zu regnen. Erst so ‘normal’, dann stark, dann Hagel. Mein Ischias findet das mittelcool und fängt leider mal wieder an zu rebellieren. Ich versuche mich irgendwie ohne Defekt und Sturz über die furchtbare “Straße” zum Col des Mosses zuschleppen und fahre viel allein. Nicht optimal, aber sicherer.
Der letzte Anstieg zurBergankunft am Col de la Croix tut nochmal ordentlich weh, aber die Aussicht auf einCroissant im Ziel und eine mögliche WM Quali versetzen Berge. Nach 107,7 km und 2591 hm ist es dann geschafft: Platz 28 gesamt und Sieg in der Altersklasse – die Quali für Trento im Sack!
Schnell noch das herbeigesehnte Croissant gegriffen und bei voller Schüttung runter nach Villars: essen, duschen, essen. Nach der Siegerehrung ab auf die Autobahn Richtung Heimat – auf dem Rückweg mit meinem alten Freund Wolfgang aus Augsburg der ebenfalls ein Ticket für die WM lösen könnte. Mission Possible 🙂